Page 3 - Jerusalem Lyrikbuch
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Zum Auftakt
Ich bin kein Endzeitspezialist, geschweige denn, dass dieses Thema
einen wichtigen Platz in meinem geistlichen Leben einnimmt. Die
Frohe Botschaft von Jesus Christus bietet viele andere spannende und
großartige Themen, die ich sicher immer noch nicht vollständig
verstanden habe. Aber trotzdem erfreue ich mich an diesem
Höhepunkt, auf den wir und unsere Welt zugeht: das Neue Jerusalem.
Der Theologe, Philosoph und Pädagoge Romano Guardini (* 1885 in
Verona; † 1968 in München) drückt viel besser aus, was mich bewegt:
„Was heißt Glauben? Aus Christus heraus, aus seinem Worte, aus
seinem Bilde, aus seinem Leben, aus der Kraft seines erlösenden Todes
und seiner Auferstehung überzeugt sein, dass die Welt nicht ist, wie
sie sichtbar scheint. Sie ist auch das, aber zugleich mehr als das. Sie ist
nicht darin versiegelt, sondern durch die Erlösung ist in ihr ein neuer
Anfang geschehen. Von dorther geht eine zweite Schöpfung vor sich.
Der Glaube aber hat es daraufhin gewagt und hält fest, dass dieses
Werden der neuen Schöpfung sich in jedem Menschen vollziehen
kann, durch jedes Wort, durch jedes Geschehen. Quer durch alles
hindurch vollzieht sich das Werden des neuen Menschen, der gebildet
wird nach dem Bilde Christi, auf die Herrlichkeit der Kinder Gottes hin.“
(Oberdorfer, Max (2002): Romano Guardini. Zeugnisse eines großen
Lebens. Grünewald, Ostfildern, S.64)
Gedichte sollen öffnen, einen Prozess in uns ins Fließen bringen, wie
es andere Texte alleine nicht vermögen.
Sie sind keine „Informationsträger“, die man mit einem schnellen Blick
erfassen und verstehen kann.
Die Botschaft vom neuen Jerusalem löste in mir Zukunft aus, Hoffnung,
Kraft, Licht, Freude, Mut für den nächsten Schritt.
Werner May
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